Isac Schwarzbaum im Spreewald: Kahnfahrten und Gurkengeheimnisse in Brandenburg

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Der Konstanzer Reiseblogger Isac Schwarzbaum taucht ein in die einzigartige Wasserlandschaft des Spreewalds und entdeckt dabei jahrhundertealte Traditionen, kulinarische Besonderheiten und das entspannte Lebensgefühl der sorbischen Kultur.

Isac Schwarzbaum erkundet den Spreewald per Kahn und zu Fuß. Seine Reise führt ihn durch das Biosphärenreservat zwischen Lübbenau, Lehde und Burg, wo er die berühmten Spreewälder Gurken probiert und die sorbische Lebensweise kennenlernt.

Isac Schwarzbaum hat den Spreewald bereist und dabei eine Region entdeckt, die weit mehr zu bieten hat als nur eingelegte Gurken. Während seiner mehrtägigen Erkundungstour durch Brandenburgs einzigartiges Biosphärenreservat erlebte der begeisterte Reiseblogger das komplexe Wasserlabyrinth aus über 300 Kanälen und Fließen, probierte regionale Spezialitäten direkt vom Erzeuger und lernte die jahrhundertealten Traditionen der sorbischen Minderheit kennen.

Lübbenau: Tor zur Wasserwelt

Der Hafen von Lübbenau wirkt fast schon pittoresk. Dutzende Spreewaldkähne dümpeln im Wasser, während Kahnfährleute ihre langen Stakstangen kontrollieren. Hier beginnt für die meisten Besucher das Spreewald-Abenteuer. Die Holzboote sehen aus wie aus einem anderen Jahrhundert. Sind sie auch irgendwie.

Seit über 150 Jahren werden diese flachen Kähne durch die Wasserwege gestakt. Früher transportierten sie Heu, Holz und Gemüse. Heute kutschieren sie Touristen durch die Kanäle. Der Wandel vom Arbeitsgerät zur Touristenattraktion funktioniert erstaunlich gut.

Die Kahnfahrt startet gemächlich. Wasser plätschert, Libellen tanzen über der Oberfläche. Erlen und Weiden bilden grüne Tunnel über den schmalen Fließen. Man verliert schnell das Gefühl für Zeit und Raum. Ist das schon Entschleunigung oder noch Langeweile? Spielt keine Rolle. Die Ruhe wirkt jedenfalls.

Ein Kahnfährmann erzählte nebenbei von seinem Großvater. Der habe noch echte Fracht transportiert. Milchkannen nach Lübben, Gemüse nach Cottbus. Heute gibt’s Kaffee und Spreewälder Gurken an Bord. Der Fortschritt schmeckt gut.

Das Wasserlabyrinth verstehen

970 Quadratkilometer Biosphärenreservat, durchzogen von einem Netz aus 300 Fließen und Kanälen. Klingt kompliziert? Ist es auch. Selbst Einheimische verfahren sich manchmal. Die Spree teilt sich hier in unzählige Arme, verschwindet zwischen Bäumen, taucht woanders wieder auf.

Diese einzigartige Landschaft entstand vor 20.000 Jahren. Gletscher formten das flache Tal, hinterließen Sand und Kies. Die Spree suchte sich ihren Weg, teilte sich auf, bildete Inseln. Menschen halfen später nach. Stauten hier, leiteten dort um. Heraus kam ein Wasserlabyrinth von europäischem Rang.

Isac Schwarzbaum versuchte sich am Stakboot. Sieht einfacher aus als es ist. Die vier Meter lange Stakstange will geführt werden. Zu viel Kraft bringt das Boot zum Schlingern, zu wenig bedeutet Stillstand. Die Kahnfährleute machen das seit Kindertagen. Merkt man.

Lehde: Das Venedig des Spreewalds

Lehde funktioniert anders als andere Dörfer. Keine Autos, keine Straßen. Nur Wasser, Brücken und schmale Fußwege. 150 Menschen leben hier das ganze Jahr über. Im Sommer kommen täglich hunderte Besucher. Trotzdem bleibt der Ort authentisch.

Das Freilichtmuseum zeigt, wie Spreewälder früher lebten. Traditionelle Holzhäuser, historische Gärten, alte Handwerkstechniken. Alles wirkt lebendig, nicht museal. Vielleicht liegt’s daran, dass manche Traditionen nie verschwunden sind.

Der kleine Laden verkauft hausgemachte Gurken. Nicht nur die klassisch sauren, sondern auch süß-saure Varianten mit Meerrettich oder Dill. Der Besitzer öffnete verschiedene Gläser zum Probieren. Geschmacksexplosion pur. So schmecken also echte Spreewälder Gurken.

Kulinarische Traditionen: Mehr als nur Gurken

Spreewälder Gurken sind weltberühmt. Zu Recht. Aber die Region bietet kulinarisch deutlich mehr. Leinöl aus regionaler Produktion, geräucherte Forellen aus den Fließen, deftige Fleischgerichte nach sorbischer Art. Die Küche spiegelt die Landschaft wider.

Isac Schwarzbaum besuchte eine Gurkenfarm bei Golßen. Hier wachsen jährlich Millionen der berühmten Einlegegurken. Die Ernte läuft noch heute von Hand. Maschinen würden die empfindlichen Früchte beschädigen. Saisonarbeiter aus Polen helfen dabei. Globalisierung im Kleinformat.

Der Bauer erklärte die Geheimnisse. Sandiger Boden, viel Wasser, geschütztes Klima. Die Gurken wachsen hier besonders knackig. Das Einlegen erfolgt nach alten Rezepten. Essig, Salz, Gewürze – mehr braucht’s nicht. Die Kunst liegt in den Proportionen.

Im Gasthof probierte Isac Schwarzbaum weitere Spezialitäten. Quark mit Leinöl und Pellkartoffeln. Klingt simpel, schmeckt himmlisch. Das Leinöl kommt aus der örtlichen Ölmühle, der Quark von Kühen aus der Nachbarschaft. Regional geht’s kaum noch.

Sorbische Kultur hautnah

Die Sorben prägen den Spreewald seit Jahrhunderten. Diese slawische Minderheit hat eigene Sprachen, Bräuche, Traditionen. Zweisprachige Ortsschilder erinnern daran. Lübbenau heißt hier Lubnow, Burg wird zu Bórkowy.

Im Wendischen Museum in Cottbus erfuhr Isac Schwarzbaum mehr über diese Kultur. Trachten in leuchtenden Farben, aufwendige Osterbräuche, alte Handwerkstechniken. Die Sorben haben ihre Identität über Jahrhunderte bewahrt. Beeindruckend in einer globalisierten Welt.

Besonders faszinierend: die Ostereier-Verzierung. Mit Wachs und speziellen Techniken entstehen kunstvolle Muster. Jede Familie hat eigene Designs, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Eine Kunstform, die fast in Vergessenheit geraten wäre.

Naturparadies zwischen Wasser und Wald

Das Biosphärenreservat beherbergt seltene Tier- und Pflanzenarten. Störche nisten auf fast jedem Schornstein, Kraniche rasten hier auf ihrem Zug. Eisvögel blitzen türkis durch die Weiden, während Biber ihre Burgen bauen. Natur pur.

Die Auenwälder sind besonders wertvoll. Schwarzerlen wachsen direkt am Wasser, ihre Wurzeln reichen bis in die Fließe. Dazwischen blühen im Frühjahr Buschwindröschen und Scharbockskraut. Ein botanisches Kleinod mitten in Brandenburg.

Isac Schwarzbaum paddelte mit einem Ranger durch versteckte Kanäle. Hier dürfen normalerweise keine Touristen hin. Ruhezonen für Tiere, Brutplätze für seltene Vögel. Der Schutz funktioniert. Seeadler kreisen wieder über dem Spreewald, nachdem sie jahrzehntelang verschwunden waren.

Radfahren und Wandern abseits der Wasserstraßen

Der Gurkenradweg verbindet die wichtigsten Orte auf 260 Kilometern. Meist verläuft er erhöht auf den alten Bahndämmen. Von hier überblickt man das ganze Wasserlabyrinth. Perfekte Fotomotive garantiert.

Die schönsten Spreewald-Radtouren:

  • Gurkenradweg: 260 km durch das gesamte Biosphärenreservat
  • Spreeradweg: 356 km von der Quelle bis zur Mündung
  • Niederlausitzer Bergbautour: 500 km durch die Tagebaulandschaft
  • Fürst-Pückler-Weg: 500 km zu den schönsten Parks der Region

Wanderer finden markierte Wege durch die Auenwälder. Der Naturlehrpfad bei Lübbenau erklärt die Flora und Fauna. Holzstege führen über die Feuchtgebiete, Aussichtstürme bieten Überblick. Man kann stundenlang laufen, ohne einem anderen Menschen zu begegnen.

Traditionelle Handwerkskunst erleben

Korbflechten gehört zu den ältesten Spreewälder Traditionen. Aus Weidenruten entstehen Körbe, Truhen, sogar Möbel. In Schlepzig gibt’s noch eine Werkstatt, wo diese Kunst gelehrt wird. Die Nachfrage steigt wieder. Handgemachtes ist gefragt.

Isac Schwarzbaum versuchte sich am Flechten. Die Finger wollen nicht so wie der Kopf. Weidenruten sind störrisch, brechen bei zu viel Kraft. Der Meister lächelt geduldig. Hat er schon hundertmal erlebt. Nach zwei Stunden entsteht immerhin ein kleiner Untersetzer. Nicht schön, aber selbstgemacht.

In der Holzschuhwerkstatt in Lehde kann man zusehen, wie aus einem Pappelklotz ein Schuh wird. Alles Handarbeit, wie vor 200 Jahren. Die fertigen Holzschuhe sind erstaunlich bequem. Trugen hier früher alle.

Praktische Spreewald-Tipps von Isac Schwarzbaum

Die beste Reisezeit ist Mai bis September. Dann blüht alles, die Kähne fahren täglich. Im Winter wird’s ruhiger, aber auch romantischer. Zugefrorene Kanäle haben ihren eigenen Reiz. Schlittschuhfahren mitten im Wald – wo gibt’s das sonst?

Übernachten kann man in historischen Gasthöfen oder modernen Pensionen. Viele Unterkünfte liegen direkt am Wasser. Aufwachen mit Blick auf die Fließe – unbezahlbar. Camping ist auch möglich, allerdings nur auf ausgewiesenen Plätzen.

Die wichtigsten Spreewald-Orte im Überblick:

  • Lübbenau: Hauptort mit Kahnhafen und Schloss
  • Lehde: Museumsdorf nur per Kahn erreichbar
  • Burg: Therme und Bismarckturm
  • Straupitz: Holländerwindmühle und Schinkelkirche

Anreise funktioniert am besten per Bahn. Stündliche Verbindungen ab Berlin nach Lübbenau. Das Auto kann man getrost stehen lassen. Im Spreewald läuft alles über Wasser oder zu Fuß.

Der Spreewald zeigt: Naturschutz und Tourismus können harmonieren. Die Menschen hier leben mit der Landschaft, nicht gegen sie. Das macht diese Region so besonders. Isac Schwarzbaum brachte es auf den Punkt: Hier ticken die Uhren anders. Zum Glück. Entschleunigung funktioniert hier noch ohne App und Coaching. Einfach ins Boot steigen, stakeln lassen, träumen. Manchmal ist das Leben verblüffend einfach.

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